
Ausfahrt auf und um die Lahn
9. Oktober 2016Restaurationsobjekt Zündapp R 50 - Ein teures Happy End
Zu Beginn musste festgelegt werden, welches Projekt gemeinsam angegangen werden sollte. Die Fragen drehten sich um die Größe des Hubraumes, den Hersteller, das Baujahr und nicht zuletzt auch die Optik. Nach langwierigen Diskussionen und Recherchen stand zum Schluss fest:
Ein Zündapp R 50 Roller soll es werden.
Fazit: Die zeitlose Eleganz dieses Zündapp Modells der 60er Jahre war spurlos verschwunden.

Zustand vor der Restauration
Zu diesem Fazit kamen wir selbstverständlich erst nach der Begutachtung des Kaufs in den eigenen vier Wänden. Schnell wurde uns klar, eine rein technische Überholung würde hier nicht ausreichen. Eine komplette Restauration war die einzige Möglichkeit diesem historischen Kulturgut gerecht zu werden.
Mit fünf Mann wurde der Roller bis auf den Motor zerlegt und die Aufgabenbereiche eingeteilt. Die vollständige Entrostung des Rahmens stellte den ersten Aufgabenbereich dar, weitere Aufgaben waren das Abschleifen und Entrosten der Karosserieteile. Des Weiteren mussten sämtliche Teile des über Jahre entstanden Drecks mit Universalverdünner beseitigt werden. Der eine entrostete also den Rahmen, zwei Andere die Karosserieteile und der Rest trank Kaffee.

Entfernung des Lacks im Garten
Nach etwa zehn Arbeitsstunden waren die Drahtbürsten und Negerkekse abgenutzt, der ein oder andere Draht steckte im Arm, doch das nun blanke Blech -selbstverständlich mit einigen starken Verformungen und Dellen – entschädigte die vorausgegangen Strapazen.

Die blanken Bauteile der Zündapp R50 Bj. 1965
Die Blecharbeiten stellten für uns eine besondere Herausforderung dar. Die Seitenbacken mussten ausgebeult werden, der Kotflügel hatte diverse Risse und das Beinschild war eine einzige Katastrophe. Diverse Löcher zeugten vom Anbauwahn der letzten Jahre, die durchgefaulten Trittflächen wurden kurzerhand mit Riffelblech vom Vorbesitzer vernietet. Diverse Beulen zeugten von dem einen oder anderen Sturz innerhalb der letzten Jahrzehnte. Zwei neue Bleche wurden von uns passgenau eingeschweißt in das Beinschild und nach bestem Wissen beigespachtelt. Nachdem diese Hürde passiert war standen die Lackierarbeiten an. Omas Garage wurde kurzerhand ausgeräumt und in eine improvisierte Lackierkabine umgebaut. Opa Hirschbiegel hat, zu seiner bisher fehlenden Begeisterung, seitdem viele blaue Farbakzente in seiner eigentlich grauen Garage.

Max beim Lackieren in der Garage von Oma und Opa Hirschbiegel
Während der Lackierarbeiten kümmerte sich unsere Putzfee Christopher intensiv um die Reinigung des Motors und der restlichen Bestandsteile. Nach mehreren Stunden erstrahlten die geputzten Teile in einem neuen Glanz.
Das Lackierergebnis war den Umständen entsprechend eher nur zufriedenstellend. Aller Anfang ist schwer! Nach dem Motivationstief während der Blechbearbeitung ging es nun aber bergauf. Bevor es nun an die Montage der Baugruppen ging, wollten wir sicherstellen, dass alle Teile vorhanden sind. Die Bestellliste war anfangs noch recht kurz, wuchs jedoch Stunde um Stunde in eine unglaubliche Länge. Die Zündapp hatte gefühlt mehr Fehlteile, als Bestandsteile. Einhergehend mit der schwierigen Beschaffung der Ersatzteile waren die hohen Kosten nicht immer erfreulich, aber wie Friedrich Knudsen einst weissagte: „Gefühle haben keine Preise!“

Zwei Wochen und 600 Euro später folgte der Zusammenbau der Baugruppen.
Nachdem nun alle Teile (die ein oder andere Schraube blieb unfreiwillig als Ersatzteil zurück) zusammengefügt waren, stand die alte Dame wieder in ihrer vollen Pracht vor uns. Schade nur, dass wir uns auf den Satz „Der Motor lief immer ohne Probleme“ blind verlassen hatten. Weder die eingestellte Zündung, noch die Kickstarterwelle wollten ihren Diensten nachgehen.
Da in dem Projekt jedoch bereits eine Menge Herzblut steckte, entschlossen wir uns, dass wir - trotz der hohen Kosten -eine kontaktlose Zündung einbauen wollen. Nachdem sich Marc und Matthias mit dem Einbau beschäftigten und den Vergaser eingestellt hatten, sprang der Motor auf den ersten Tritt an und ist seitdem fahrbereit.
Frei nach dem Slogan einer bekannten Kreditkartenfirma kann man also schlussfolgern:
Ankaufskosten für unsere Zündapp R50: 450€; Ersatzteile und Lackierkosten: 1550€; Der Moment und das Gefühl an dem das 80 Stunden Projekt mit den besten Freunden endlich fertig ist: UNBEZAHLBAR!

Zustand nach Restauration
Zurückblickend haben wir festgestellt, dass wir den Fehlerkatalog aus der Präsentation des Restaurationsseminars von Friedrich Knudsen vollständig absolviert haben. Lediglich die Fotodokumentation haben wir erfolgreich gemeistert, die restlichen Schritte waren uns nicht wirklich bewusst gewesen. Ein bekanntes Sprichwort besagt jedoch: „Aus Fehlern lernt man“ und für unser nächstes Projekt, derzeit befinden wir uns wieder in der Diskussionsphase was es denn werden soll, werden wir nun sicherlich schlauer sein.
Liebe Grüße von der „blauen Wolke“ aus Mainz
